Unsere Hunde
Jamie – vielschichtig, dynamisch, hart, zart und sehr faszinierend!
Jamie wurde 2009 in Südspanien geboren. Ein Mischling aus Podenco und Bullterrier und in einer Rehala für die Weildschweinjagd produziert. Hunde, die Wildschweine binden sollen, müssen etwas irre sein und wäre er nicht mit der falschen Fellfarbe auf die Welt gekommen, dann hätte er seinem Jäger sicherlich gute Dienste geleistet. Da man dunkle Hunde am Schwarzwild jedoch nicht gebrauchen kann, landete er halbjährig in einem Tierheim in Spanien. Sein Schicksal meinte es gut mit ihm und er durfte an den schönen Chiemsee in das Tierheim Häuser der Hoffnung ziehen, wo ich ihn bei meinem Praktikum kennen und lieben lernte. Mit gut 1,5 Jahren zog er dann zu mir und meiner damaligen Hündin Filomena.
Jamie hatte so Einiges im Gepäck und war ganz sicher der Hund, den ich noch brauchte und der mich nochmals stark schulte. Ein territorialer, ressourcenaggressiver, zwiegespaltener Hund mit der Tendenz nach vorne zu gehen um sich sämtliche Unannehmlichkeiten, wie beispielsweise fremde Hunde, Menschen und Pflegemaßnahmen, so vom Leibe zu halten. Ein Schnellgeneralisierer, einer der nicht so einfach wieder verzeiht, ein schneller, lauter Hund. Ein Hund, der sicherlich nicht nur Sympathieträger ist. Und wenn man denkt, man hat Hunde mit ausgeprägtem Jagdverhalten erlebt, dann hat Jamie das alles in Frage gestellt.
Ein Hund, der zudem ein hervorragendes Beispiel dafür ist, dass positives Training nicht nur was für die süßen Hunde dieser Welt ist! Nein, genau auch die harten Hunde brauchen bedürfnisorientiertes, feines, faires Training.
Jamies Tage sind gezählt – für sein Alter steht er gut und gesund da und wir hoffen natürlich inständig, dass er noch lange so würdevoll, weise und mittlerweile sehr milde an unserer Seite bleiben darf.
Inaaya
Nachdem Filomena, meine Muse und Jamies Sicherheitsgeberin im August 2017 gestorben war, wollte ich eigentlich mit Jamie eine Zeit alleine verbringen – allerdings war er ganz und gar nicht damit einverstanden und so kam im Herbst des gleichen Jahres das kleine Purzelchen, heute ‚der Purz‘, zu uns.
Smartes, schlaues kleines Mädchen. Niedliches Mädchen. Unsere Mutter Teresa. Die kleine Bettwanze
Zerbrechlich, chillig, wuchtig, ganz oder gar nicht – eben eine Bulldogge, Continental Bulldogge.
Nach drei Tagen hatte sie den ambivalenten Jamie um den Finger gewickelt und begann Rehspuren zu verfolgen und hübsche Wildanzeigen zu machen – ähm, das war eigentlich nicht mein Plan.
Bald war klar, dass sie das Gras 2 Dörfer weiter wachsen hörte und sich schwer mit filtern tat. Obendrauf eine Schmerzproblematik an der Hüfte. Schmerzen können brennen und dieser Junghund brannte.
Ja, Bulldogge.
Die gute Nachricht – all die anderen möglichen gesundheitlichen Probleme dieses Rassetyps hat sie nicht.
Nächste gute Nachricht – ja, sie ist zwar delikat, aber wir haben die Hüfte schmerzfrei bekommen. (Danke Peter, Sonja, Ole, Moni, Carina)
Die ersten drei Jahre waren kein zuckerschlecken mit diesem sensiblen, kleinen Ding. Unsicher und überfordert mit der Umwelt und anderen Reizen.
Und obwohl dieser Hund bis dato noch nichtmal einen Biergarten besucht hatte, ging sie mit Jamie, Herrchen und mir auf große Reise und siehe da – selbst die Fähre samt Menschenmassen waren kein Problem für sie. Inaaya hatte gelernt, sich zu vertrauen.
Inaaya ist heute, neben der Tatsache ihrer unendlichen Niedlichkeit, ein Hund der sicher mit der Umwelt ist, fein mit Artgenossen und Menschen und nach wie vor eine große Affinität zu Rehen hat.
Bleib genau so mein Mädchen!
Filippo
Schon länger dachten wir daran, einen dritten Hund aufzunehmen.
Der Jamie noch fit aber eben dennoch schon kurz vor seinem 12. Geburtstag stehend.
Podenco war klar, gerne groß und fusselig.
So kam es im Dezember 2021 zu einer Direktadoption aus Spanien. Die Organisation war sehr ehrlich zu uns und wir wussten, dass wir die personifizierte Angst aufnehmen würden.
Ich habe schon viel Angst bei Hunden gesehen, aber Filippos Ausmaß war in der Tat unbeschreiblich. Wir haben uns auch nie versucht auszumalen, was er bei seinem Jäger erlebt haben muss, sehr grausam war es in jedem Fall.
Klar haben die Tierschutzorganisation und auch wir uns die Frage gestellt, ob es richtig ist, einen solchen Hund in die hiesige Welt zu bringen.
In unserem Fall bedeutete dies aber auch am Rande eines Dorfes mit 250 Einwohnern zu leben, Fachkompetenz, viel Ruhe, keine Ansprüche an ihn und zwei weitere Hunde im Haushalt. Ein 2500qm hoch eingezäuntes Buddelparadies und Zeit.
Filippo lebt und es bestehen schon länger keinerlei Zweifel darin, ob es richtig oder falsch war, diesen Hund nach Deutschland zu bringen.
Filippo schmust, Filippo ist witzig, ein kleiner Schelm, schlau und in seinem Rahmen mutig und podencotypisch verdammt neugierig.
Er hat unheimlich viel gelernt und seine Starre, die ihn nahezu ein gesamtes Jahr hat in einem einzigen Hundebett liegen lassen, ist Vergangenheit.
Und nein, Menschenbegegnungen sind immernoch nicht toll und nein, mit in belebte Umgebungen kann er auch nach dieser Zeit nicht ansatzweise gehen, muss er nicht und wird er nie müssen!
Hätte Filippo diese Traumatisierung nicht erfahren, so würde er vor Selbstbewusstsein nur so strotzen.
Sein Erwachen ist nicht vorbei – wir erwarten nichts und werden sehen, wo er eines Tages steht.
Und auch wenn er in 5 Jahren an der gleichen Stelle wie heute steht – es ist mehr, als wir jemals geglaubt haben!
Ein großartiger Jagdhund ist er geworden und obwohl er ein Leben an der Schleppleine gepachtet hat, ist er glücklich bei den Spaziergängen.
Seine Körpersprache ist phänomenal, bei der Jagd und der Anzeige unterschiedlicher Tiere, aber auch in seinem ganzen sonstigen Ausdruck.
Dank seines hervorragenden Sozialverhaltens hilft er aber dennoch ab und an bei den Trainings – sein Job ist der des Kindergärtners und Vertrauensgeber für Hunde, die Angst vor ihren Artgenossen haben.